(Un)sinnige Reformen

Reformen der gesetzlichen Sozialversicherung sind ein notwendiges Übel.

Notwendig, weil die Leistungsfähigkeit des Systems durch die demografischen Veränderungen und den medizinischen Fortschritt auf den Kollaps zusteuert, wenn nicht durch gravierende Reformeinschnitte gegengesteuert wird. Ein Übel, weil jede Reform auch Verwaltungsaufwand mit sich bringt.

Und auch dabei gibt es sinniges und unsinniges.

Unsinnig ist der aktuelle Vorstoß der Politik, Arzttermine zukünftig über eine zentrale Terminvergabestelle koordinieren zu wollen, um so die Wartezeiten zu verkürzen. Das grenzt an Zentralverwaltungswirtschaft, wie man sie sonst eigentlich nur aus sozialistischen Ländern kennt. Man stelle sich vor, welches Chaos ausbricht, wenn der Arzt von seinem Recht Gebrauch macht, selbst krank zu werden und für die kommende Woche alle ihm zugeteilten Termine abgesagt und neu vergeben werden müssen.

Sehr sinnvoll erscheinen hingegen aktuelle Reformvorschläge der Bundesbank, die dafür plädiert, dass auch Kassenpatienten wie privat Versicherte vom Arzt eine Rechnung erhalten, diese bezahlen und bei der Kasse einreichen müssen. Dies dann noch kombiniert mit Selbstbehalten und Beitragsrückerstattungsmodellen. Ganz sicher Reformvorschläge, mit denen in der gesetzlichen Krankenversicherung ein wirklich „großer Wurf“ gelingen könnte. Das Haar in der Suppe: Auf der Agenda der Politik steht dieser große Wurf nicht.