Schulden

Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Vermögensberater besucht - auf Empfehlung - erstmals einen neuen Kunden und analysiert sorgfältig alle relevanten Daten.

Das Ergebnis ist in diesem Falle nicht sehr erfreulich: Der Kunde hat Schulden, die rund das 1,5-fache seines Jahreseinkommens ausmachen. Zumindest für den Fall, dass es sich bei diesen Schulden nicht um ein real besichertes, ratierlich getilgtes Immobiliendarlehen handelt, wird der Vermögensberater –  nach Absicherung elementarer Lebensrisiken – Wege aufzeigen, wie die Schulden schnellstmöglich abgebaut werden können, um so zumindest langfristig Freiraum für Vermögensaufbau und private Altersvorsorge zu schaffen.

Glücklicherweise kommt eine derart eklatante Situation im Alltag eines Vermögensberaters nur gelegentlich vor, obgleich das Thema „Schuldenmanagement“ durchaus eine wichtige Rolle spielt.

„Ganz normal“ hingegen ist der beschriebene Fall für die Finanzsituation der europäischen Länder.

So liegt die Gesamtverschuldung Deutschlands (explizit und implizit) aktuell bei 154 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Immerhin der viertbeste Wert unter den 27 EU-Staaten. In Frankreich sind es 449 Prozent, in Großbritannien 640 Prozent und beim Schlusslicht Irland 1.268 Prozent.

Anlass für Deutschland, sich im Wohlstand zu sonnen?

Wohl kaum, denn das, was der Vermögensberater dem beschriebenen Kunden raten würde, würde er auch denjenigen raten, die für Staatsausgaben zuständig sind. Diese handeln aber genau gegenläufig: Die gerade diskutierten Rentenpläne mit Mütterrente, abschlagsfreier Rente mit 63 und verbesserter Erwerbsminderungsrente würden den Staatshaushalt bis zum Jahr 2030 mit weiteren 200 Milliarden Euro belasten. Und die sind in den erwähnten 154 Prozent noch nicht berücksichtigt. (s. FZG aktuell Nr. 16/ April 2014, Forschungszentrum Generationenverträge).

Von Schuldenabbau also keine Rede. Ganz im Gegenteil.