„Schimäre Riester-Rente“

So kürzlich ein Aufmacher im Handelsblatt

Da muss man zunächst im Bedeutungswörterbuch nachschauen, was „Schimäre“ eigentlich heißt: Trugbild, Hirngespinst. Was also ist das Hirngespinst?

Das von der Bundesregierung im Alterssicherungsbericht ausgewiesene Gesamtversorgungsniveau sei eine solche Schimäre. Weil dort unterstellt werde, dass alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 4 Prozent ihres beitragspflichtigen Einkommens in eine Riester-Rente stecken.

Das stimmt nachweislich tatsächlich nicht, denn rund 30 Prozent der Berechtigten haben keine ergänzende betriebliche oder staatlich geförderte Altersversorgung. Die meisten davon Geringverdiener.

Deshalb wenig verständlich der Rat des Handelsblatts, der Staat solle – anstelle privater Anbieter – selbst eine Art Basis-Riester-Rente zur Verfügung stellen, ohne einkalkulierte Vertriebskosten. Aber wer soll bitte dann den Bürgern ein solches Produkt näher bringen? Die Arbeitgeber? Das Finanzamt? Und glaubt der Autor tatsächlich, dass der Staat ein solches Produkt kostengünstiger verwalten kann als private Anbieter? Besser staatlicher Zwang zur Altersversorgung anstelle von Eigenverantwortlichkeit?

Es gibt wirkungsvollere Möglichkeiten: Mit Sicherheit ließe sich die Anzahl der Riester-Sparer massiv erhöhen, wenn sich die Politik dazu entschließen würde, die Anrechnung auf die Grundversorgung zu streichen. Oder die Politik könnte noch viel mehr Energie darauf verwenden, die Vorteile und die Notwendigkeit der Riester-Rente der Bevölkerung besser deutlich zu machen, um das Versorgungsniveau zu erhöhen.

Dies wird nahezu ausnahmslos den Medien überlassen – mit gegenteiliger Wirkung.