Rente mit 70

Die meisten Menschen in Deutschland haben verstanden, dass sie, wenn sie die volle gesetzliche Altersrente erhalten wollen, aufgrund der ungünstigen demografischen Entwicklung nicht mehr nur bis 65, sondern bis 67 arbeiten müssen.

Aber stimmt das so? Im Regelfall nein. Denn die gesetzliche Rente allein reicht nicht, und so haben folgerichtig viele Millionen Deutsche zusätzlich mit privaten Rentenversicherungen vorgesorgt. Viele der aus diesen Verträgen resultierenden Renten werden mit Blick auf die anhaltend niedrigen Zinsen nicht das abwerfen können, was ursprünglich bei Abschluss kalkuliert war.

So ist nicht mehr nur die Demografie, sondern inzwischen auch das Zinsniveau eine der Ursachen für Versorgungslücken im Alter, so die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 4. Oktober 2015 (Seite 42).

Welche Optionen haben all diejenigen, die nicht im großen Stil erben werden?

Theoretisch besteht die Möglichkeit, über das 67. Lebensjahr hinaus zu arbeiten. Das erhöht die Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung und füllt so die Versorgungslücke auf.

Die Realität sieht anders aus, denn die meisten Menschen können oder wollen ganz sicher nicht bis zum 70. Geburtstag arbeiten. Also bleiben folgende Optionen:

  1. Die monatlichen Sparbeiträge fürs Alter können erhöht werden, entweder im Rahmen bestehender oder durch Abschluss zusätzlicher privater Rentenversicherungen.
  2. Der Beginn der Rentenzahlungen aus privaten Rentenversicherungen kann um ein oder zwei Jahre verschoben und die Beitragszahlung, sofern der Vertrag dies zulässt, entsprechend verlängert werden. Dies führt zu teilweise deutlich höheren Rentenzahlungen.
  3. Es werden alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der staatlichen Förderung (Zulagen und Steuervorteile) genutzt, was die niedrigen Zinsen oftmals sogar überkompensiert.
  4. Oder man geht mehr ins Risiko, um auf diesem Wege höhere Renditen zu erzielen und investiert neben privaten Rentenversicherungen zumindest einen Teil der monatlichen Sparbeiträge zum Beispiel in Aktienfonds.

Fest steht damit: Auch neue Versorgungslücken, die sich aus veränderten Rahmenbedingungen ergeben, sind kein „Schicksal“.

Wer sich möglichst früh – am besten mit einem kompetenten Berater – damit auseinandersetzt und nach Lösungen sucht, wird sie finden. Die schlechteste davon dürfte sein, bis 70 arbeiten zu müssen.