Pflege – Risiko der Zukunft?

Die meisten wissen: Die staatliche Versorgung für das Alter ist völlig unzureichend. Und das Leistungspaket der gesetzlichen Krankenversicherung gleicht mehr und mehr einem "Schweizer Käse".

Das Thema Pflege hingegen ist fast ausschließlich im Bewusstsein derjenigen, die direkt davon betroffen sind: Nämlich diejenigen, meist Töchter, die ihre alt gewordenen Eltern pflegen und versorgen wollen und/oder müssen, aus moralischen und/oder wirtschaftlichen Gründen.

Das griff die Sendung „Frontal 21“ im ZDF am 8. April 2014 auf, mit interessanten Zahlen:

  • 70 Prozent aller Pflegebedürftigen in Deutschland werden privat von Angehörigen gepflegt, überwiegend von den eigenen Kindern und dabei meist von den Töchtern
  • Es wären schon heute 3 Millionen zusätzliche Pfleger erforderlich, um private Pflege vollständig in professionelle Hände zu geben
  • Erwachsen gewordene Töchter, die selbst schon Kinder haben und zusätzlich ihre Eltern pflegen, fallen am Arbeitsplatz – im Vergleich zu Fehltagen wegen Krankheit der eigenen Kinder – dreimal so oft aufgrund der Pflege der Eltern aus

All dies zeigt deutlich: Pflege ist nicht nur ein Problem der Zukunft, sondern längst eines der Gegenwart, und zwar für fast alle. Für diejenigen, die heute jenseits der 50 sind und den eigenen Kindern nicht zumuten wollen, die Pflege zu übernehmen.

Genauso aber für die heute jungen Menschen, die, falls sie später einmal die eigenen Eltern pflegen, erhebliche Abstriche im Beruf machen müssen und sich so die Möglichkeit nehmen, selbst fürs Alter ausreichend vorzusorgen. Und selbst wenn die Kinder die eigenen Eltern nicht pflegen, so haften sie doch weitgehend auch für Kosten, die durch professionelle Pflege entstehen. Denn bei der Pflege haften Kinder für ihre Eltern.

Vielleicht wäre es sinnvoll und ratsam, bei einer Beratung zum Thema Pflege beide an den Tisch zu holen: Die älter gewordenen, zusammen mit ihren erwachsen gewordenen Kindern. Denn gerade die Pflege ist wohl wie kein anderes Thema generationenübergreifend.