Milchmädchenrechnung

Niedrigzinszeit ist Immobilienzeit. Kein Wunder also, dass inzwischen die Nachfrage nach Immobilien - und mit ihr deren Preise - neue Höchststände erreicht hat. Denn selten zuvor waren Immobiliendarlehen so günstig wie heute.

Unter den Nachfragern nicht nur Kapitalanleger, die die Immobilie weitervermieten wollen. Es finden sich darunter ebenso viele, die heute noch zur Miete wohnen und mit Blick auf die niedrigen Zinsen den Vergleich anstellen: Was ist günstiger – wohnen zur Miete oder in der eigenen Immobilie?

Eine der dabei besonders beliebten „Milchmädchenrechnungen“ (s. DIE WELT vom 14. Oktober 2013, S. 14): Die aktuell gezahlte Nettomiete ist der Betrag, der für Zins und Tilgung eines Darlehens aufgewendet werden kann.

Jeder, der Eigentümer einer Immobilie ist, weiß, dass das niemals aufgehen kann: Allein Instandhaltung und Modernisierung schlagen je nach Zustand der Immobilie oftmals ganz erheblich auf den Geldbeutel. Und dann gilt ja noch: My home is my castle. Wer in der eigenen Immobilie wohnt, möchte es sich nett machen. Die Bereitschaft zur Investition ist deshalb naturgemäß viel höher als bei Miete. Und zu guter Letzt: Spätestens bei Ablauf der Finanzierung zeigt sich, ob die Kalkulation Bestand hat. Und das hat sie nur, wenn die Zinsen auch dann noch auf dem aktuellen Tiefststand sind. So recht glauben mag man das nicht.

Bleibt: Wer mit dem Kauf einer selbstgenutzten Immobilie liebäugelt, sollte neben den Berechnungen des Maklers oder Verkäufers in jedem Fall auch den Rat eines Vermögensberaters einholen. Denn dessen Interesse ist nicht die Veräußerung einer Immobilie, sondern die finanzielle Situation des Kunden.