Wohin geht die Reise?

Meist wird die Verantwortung für das zunehmende Versagen der Sozialversicherungssysteme der demografischen Entwicklung zugeschrieben.

Immer weniger Kinder und eine stetig ansteigende Lebenserwartung kippen das System. Mit einer solchen Argumentation macht man es sich zu leicht. Denn das Problem sind nicht die nicht geborenen Kinder und die immer älter werdenden Menschen.

Daran lässt sich auch durch politisches Handeln nur recht wenig verändern.

Das tatsächliche Problem – und dieses ist durchaus ein politisches – ist die Dauer der Erwerbstätigkeit der Menschen, die in den letzten und kommenden Jahrzehnten unzureichend an die demografische Entwicklung angepasst wurde bzw. wird. Dies führt dazu, dass der Anteil der Erwerbstätigen immer mehr ab und der der Nichterwerbstätigen immer mehr zunimmt. Da aber auch letztere von irgendetwas leben müssen, steigt die Last der Erwerbstätigen immer weiter an – sei es über Sozialversicherungsbeiträge oder über Steuern, die zur Deckung der Ausgaben verwendet werden.

Aber es ist offensichtlich politisch nicht durchsetzbar, dass …

  • das Renteneintrittsalter der Menschen auf mehr als 67 oder sogar 69 Jahre erhöht wird,
  • junge Menschen viel früher ins Erwerbsleben eintreten, sprich die Schul- und Ausbildungszeiten verkürzt werden,
  • die Leistungen aus der Sozialversicherung wie Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe an nicht Erwerbstätige, aber Erwerbsfähige, gekürzt werden,
  • anrechenbare Ausfallzeiten ohne Erwerbstätigkeit reduziert
  • und viel mehr kinderbedingt nicht erwerbstätige Mütter und Frauen auch während der Kindererziehung beruflich tätig werden müssten.

Dass all dies von der Politik nicht im erforderlichen Maße angegangen wird, ist verständlich, denn es würde viele Wählerstimmen kosten. Zugleich ist vieles davon eine hart erkämpfte Errungenschaft des Sozialstaates.

Bleibt dennoch die Frage: Wenn denn diese Errungenschaften schlichtweg nicht mehr bezahlbar sind, wie soll es weiter gehen?

Die Antwort muss wohl lauten: Weitere Reformen und damit einhergehend eine Ausweitung der Verantwortung des Einzelnen für seine private Vorsorge.