Experten

Die Versuchung ist groß: Man ist in der glücklichen Lage und kann Geld anlegen, weiß nur nicht so recht, wie.

Und dann sollte dabei auch noch möglichst viel Rendite herausspringen. Was liegt da näher, als dem Rat ausgewiesener Kapitalmarktkenner zu folgen, die jede Bank beschäftigt und die in der Öffentlichkeit fleißig und angeblich fundiert darüber spekulieren, wie sich Aktien, Indices oder Rohstoffe im Wert entwickeln werden.

Ein mutiges, wenn nicht gar kopfloses Unterfangen, das beweisen nachfolgende Einschätzungen und Tipps der „Profis“ zur Entwicklung des Goldpreises (siehe WELT am SONNTAG vom 14. Juli 2013, S. 33):

  • „Wir rechnen damit, dass der Goldpreis bis 2014 rund 2.000 Dollar erreichen wird“ (Yan Chen, Standard Chartered, Hongkong im Juli 2013)
  • „Kann Gold in den nächsten sechs Monaten auf 5.000 Dollar steigen? Vielleicht nicht, in zwei bis drei Jahren aber schon“ (Peter Schiff, Euro Pacific Capital, im März 2013)
  • „Gold wird auf 2.000 Dollar steigen, aber es wird im Rahmen des Bullenmarktes, der noch Jahre laufen wird, über 2.400 Dollar steigen“ (Jim Rogers, Goldexperte, im November 2012)
  • „Wir haben unser Kursziel für Gold auf 10.000 Dollar hochgeschraubt. Das mag unmöglich klingen, aber Gold ist ja von 1971 bis 1980 um 2.500 Prozent angestiegen, die Preiserhöhung seit dem Tief 2001 beträgt nur 550 Prozent“ (John R. Ing, Mason Placement Canada, im März 2013)
  • „Gold dürfte binnen fünf bis acht Jahren auf 5.000 Dollar steigen“ (Christopher Wyke, Schroders, im März 2012)

Erstaunliche Einschätzungen, denn tatsächlich ist der Goldpreis seit seinem Höchststand im September 2011 (1.920 Dollar) bis heute um fast 35 Prozent (1.278 Dollar) gesunken.

Dies lehrt zweierlei: Gold ist eine hochriskante Anlageform. Und gerade bei riskanten Anlageformen sollte man Tipps und Bewertungen von „Experten“ mit allergrößter Vorsicht genießen.