Unisex in der Krankenversicherung

Der „Aufschrei“ heute in den Medien - zu den durch die Unisex-Umstellung ausgelösten Prämieneffekten in der privaten Krankenversicherung - war groß.

Denn Analystenhäuser ermittelten, dass seit Jahresbeginn die Beiträge für Männer in der Vollversicherung um bis zu 100 Euro p.M. teurer wurden.

Im Gegenzug wurden aber die Prämien für Frauen nicht abgesenkt, was nach der Logik der Unisex-Thematik hätte eintreten müssen. Undifferenziert wird nun behauptet, die Versicherer nutzen das Thema „Unisex“ aus, um sich zu bereichern. Die Medien haben dies, wie gewohnt, unkritisch übernommen (siehe fast alle Tageszeitungen bundesweit in ihren Ausgaben am 11. Januar 2013).

Was läuft falsch?

Die Analystenhäuser haben nur gerechnet, im Zuge der Veröffentlichung ihrer Recherchen jedoch nicht auf die Ursachen der Prämieneffekte hingewiesen.

Mindestens fünf Effekte haben gewirkt, die in den Neugeschäftsprämien berücksichtigt wurden und berücksichtigt werden müssen:

  1. Der Unisex-Effekt (Erhöhung für Männer, Absenkung für Frauen)
  2. Das erneut angestiegenene Kostenniveau für Heilbehandlung (Erhöhung für alle)
  3. Die weiter zunehmende Lebenserwartung (Erhöhung für alle)
  4. In vielen betroffenen Tarifen sicherlich auch Leistungsverbesserungen, für deren Umsetzung die Unisex-Thematik genutzt wurde
  5. Und die aufgrund der Kapitalmarktsituation zwangsläufig vorgenommene Kürzung der Zinsgutschriften aus Alterungsrückstellungen von 3,5 auf 2,75 Prozent (Erhöhung für alle)

Damit ist das Phänomen einfach erklärt: Die Faktoren 2 bis 5 haben bei Frauen den positiven Unisex-Effekt glatt neutralisiert. Und Faktoren 1 bis 5 führen bei Männern zu den ermittelten starken Beitragserhöhungen.

Allenfalls kann man der Branche vorwerfen, dass sie wieder einmal die Kommunikation den anderen überlässt. Und das erneut mit verheerenden Ergebnissen in der Richtigkeit der Darstellungen.