„Exzess“ der anderen Art

Gerne wird in den letzten Jahren über Provisionen "geschimpft".

Meist wird dabei der Blick auf die Kostensituation von Vermittlern und Beratern vergessen. Also eine rein ideologische Diskussion, in der Regel geschürt durch die Verbraucherzentralen, die selbst gerne mehr Kundschaft hätten.

Ratsam wäre stattdessen ein Blick auf ein ganz anderes Feld: Auf das der angeblich unabhängigen Online-Portale. Denn was dort inzwischen geschieht, hat den Begriff „Exzess“ tatsächlich verdient.

So wurde bekannt (siehe Financial Times vom 29.02.), dass das Vergleichsportal Check24 in der Kfz-Wechslersaison 2011/12 für jeden Anzeigenklick in Google, z.B. für den Suchbegriff „Autoversicherung“, bis zu 15 Euro an den Internetriesen bezahlt hat.

Daraus ergibt sich eine einfache Rechnung: Bei rund 500 Euro Jahresprämie für eine neu abgeschlosssene Autoversicherung, großzügig gerechneten 75 Euro Provision für Check24 und einer offensiv unterstellten „Conversion-Rate“ (Anzahl Google-Klicks pro Abschluss) von 10:1 liegen allein die an Google überwiesenen Werbekosten zu 100% über den Einnahmen von Check24. Kosten für Verwaltung sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

Wie kann dieses Geschäftsmodell funktionieren? Nur dann, wenn es noch andere Geldgeber gibt. Mit Blick auf die vermeintliche Unabhängigkeit der Portale: Ein Schelm, der Böses dabei denkt.