Musterknabe?

Am 17. Oktober hatte ich Gelegenheit zur Teilnahme an einer Vortragsveranstaltung mit Prof. Dr. Norbert Walter, unter anderem ehem. Direktor am Institut für Weltwirtschaft und langjähriger Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Einer seiner Gedanken: Deutschland geht es heute – im Quervergleich – besser denn je. Dies wird sich jedoch gravierend ändern.

Der Grund: Die heute gemachten staatlichen Rentenzusagen sind zu einem Großteil nicht durch die zu deren Finanzierung notwendigen, zukünftigen Steuereinnahmen gedeckt, da der Anteil Erwerbstätiger immer kleiner, der der Vorsorgeempfänger immer größer wird.

Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Die Defizite werden durch Staatsverschuldung gedeckt. Angesichts der drohenden Ausmaße wird Deutschland dann zwangsläufig vom heutigen Musterknaben zu einem Defizitland, das mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird wie heute Spanien oder Italien.
  2. Die Steuersätze und Sozialabgaben für die Erwerbstätigen werden weiter angehoben. Dies wird dann aber dazu führen, dass insbesondere junge, gut qualifizierte Bürger das Land verlassen. Das demographische Problem mit allen damit zusammenhängenden Auswirkungen vergrößert sich weiter.
  3. Das in der Zukunft verfügbare, nach heutigen Maßstäben nicht genutzte Arbeitspotential wird konsequent eingebunden. Durch Verlängerung der Lebensarbeitszeiten, vor allem bei älteren Menschen, Schaffung von Voraussetzungen, die es Frauen mit Kindern einfacher machen, zu arbeiten und bessere Integration ausländischer Bürger in die Arbeitswelt.

Bleibt zu hoffen, dass Prof. Walter in der Politik ausreichend Gehör findet.