Zusatzbeitrag explodiert

Seit der zurückliegenden Gesundheitsreform haben gesetzliche Krankenkassen die Möglichkeit, Einnahmedefizite durch einen so genannten Zusatzbeitrag zu decken, der einkommensunabhängig pauschal bei allen Versicherten der Kasse erhoben wird.

Interessante Berechnungen stellt dazu der Krankenversicherungsexperte Professor Dr. Jürgen Wasem anlässlich eines Kongresses vor (siehe VersicherungsJournal vom 31.08.2010).

Wird – realistisch – unterstellt, dass in den nächsten Jahren die Beitragseinnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung jährlich um 2 Prozent und die Ausgaben um 4 Prozent zunehmen, würde der sich heute auf 8 Euro belaufende Zusatzbeitrag schon im Jahr 2015 bei 22,90 Euro liegen. Dies wären 15,2 Prozent der Beitragseinnahmen. Schreibt man dieses Szenario fort, liegt der Zusatzbeitrag im Jahr 2020 bei monatlich 73,80 Euro (= 43,6 Prozent der Beitragseinnahmen).

Die Berechnungen zeigen, dass sich so die gesetzliche Krankenversicherung immer weiter von ihrem ursprünglichen System einkommensabhängiger Beiträge entfernt, denn der Anteil dieser Beiträge an den Gesamtaufwendungen der Versicherten wird immer geringer.

Ebenso wird deutlich, dass der Zusatzbeitrag auf Dauer die Finanzierungsprobleme in der GKV nicht lösen kann, denn schon heute sind Zusatzbeiträge von „nur“ 8 Euro kaum durchsetzbar. Dies zeigen die zahlreichen Kassenwechsel, weg von Kassen mit hin zu Kassen ohne Zusatzbeitrag. So verlor beispielsweise die BKK Gesundheit nach Einführung des Zusatzbeitrags nahezu jedes fünfte Mitglied, so der Bericht im VersicherungsJournal.

Die Probleme der GKV sind also weiter ungelöst – oder: Nach der Reform ist vor der Reform.