DVAG zu: Abschlussprovision in KV

„Provisionen kommen auf den Prüfstand.“ So, die "Headline" in einem Beitrag der Financial Times vom 20.11.2009. Was steckt dahinter? 

Die Abschlussprovision in der Krankenversicherung führt zu Umdeckungen, ohne dass der Kunde hiervon profitiert. Helfen sollen: Bessere Qualifikation der Berater; längere Provisionshaftzeiten; Verzicht auf überhöhte Abschlußprovision. So die plakativen und, so meine ich, undifferenzierten Aussagen in der FTD.

Wichtige Aspekte fehlen im Bericht:

  1. Der in Konkurs gegangene Finanzvertrieb MEG belegt: Gerade die Versicherer tragen große Verantwortung, denn sie sind es, die in diesem Fall bis zu 16 (!) Monatsbeiträge Provision gezahlt haben. Neugeschäft um jeden Preis, so etwas muss Missstände auslösen!
  2. Der Fall MEG zeigt auch: Längere Provisionshaftzeiten helfen nicht, denn nach dem Konkurs der MEG werden die noch ausstehenden Provisionen vermutlich nicht mehr auftauchen und unweigerlich die nächste Beitragsanpassung noch höher ausfallen lassen. Den Schaden haben die Bestandskunden.
  3. Es sind wieder nur einige wenige, die ein jahrzehntelang bewährtes Vergütungsmodell ins Wanken bringen. Denn systematisch umdecken kann nur der Mehrfachvertreter / Makler, der mit mehreren KV-Unternehmen zusammenarbeitet und je nach Vorversicherung des Kunden beliebig nach dem Versicherer Ausschau hält, der ein vermeintlich günstigeres (oft nur hoch verprovisioniertes) Angebot bereit hält.
  4. Nicht betroffen ist die immer noch mit Abstand größte Vermittlergruppe, die der gebundenen Vermittler, zu denen auch die DVAG mit ihren Vermögensberatern gehört. Weder werden dort derart überhöhte Provisionen bezahlt, noch hat der gebundene Vermittler die Möglichkeit, sich beliebig und von Fall zu Fall an denjenigen Versicherer zu wenden, der die höchste Provision zahlt. Ein „Umdeckungs-Hin-und-Her“ ist hier also überhaupt nicht möglich.

Wieder einmal zeigt sich: Einige wenige richten Schaden an und sogleich wird der Gesamtmarkt mit all denjenigen, die kundenorientiert, ehrlich und seriös arbeiten, in Frage gestellt.

Viel besser wäre, wenn die betroffenen Versicherer bei der Auswahl ihrer Vertriebspartner vorsichtiger und wählerischer wären und nicht um jeden Preis Neugeschäft am Markt einkaufen.

Dann müssen weder die Qualifikation der gesamten Vermittlerschaft, die Provisionshaftzeiten oder das Vergütungsmodell in der Krankenversicherung insgesamt in Frage gestellt werden.