Arme Deutsche?

Groß war die Aufregung, als vor einigen Monaten eine Studie der EZB veröffentlicht wurde, mit dem Ergebnis, dass die Deutschen im Mittel weniger Vermögen haben als die Menschen in fast allen anderen europäischen Ländern.

Aufregung deshalb, weil dieses Ergebnis verständlicherweise auf den ersten Blick den Beitrag, den derzeit Deutschland zur Rettung anderer europäischer Länder leistet, ad absurdum führt.

Die Studie wurde inzwischen ausführlich diskutiert, bewertet, kritisiert aber auch bestätigt. Der Grund für die uneinheitlichen Interpretationen: Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die sich auf die Durchschnittsvermögen in den Ländern auswirken, und nicht alle wurden korrekt berücksichtigt.

Fakt aber ist, und darauf weist deutlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Juni 2013 (S. 18) hin: Das Durchschnittsvermögen der Bürger wird auch von der Anlegermentalität bestimmt, und die ist in Europa sehr unterschiedlich. Die Deutschen sind einsamer Spitzenreiter in der Anlage ihres Geldes in Spareinlagen und kurzfristigen Termineinlagen, beides sicher, aber extrem niedrig oder gar nicht verzinst. Auf der anderen Seite sind die Deutschen in Europa weit hinten, wenn es um Vermögenswerte aus Immobilien und Aktien geht.

Dann wiederum darf man sich nicht wundern, wenn das Vermögen nicht in dem Maße zunimmt wie in Ländern, in denen die Aktienquote doppelt oder dreimal so hoch ist wie in Deutschland oder in denen das Haushaltsvermögen aufgrund steigender Immobilienwerte zunimmt.