Dilemma

Als großer Erfolg wurden sie in diesen Tagen gefeiert, die neuen Eigenkapitalvorschriften, über die die Banken in Europa spätestens bis Ende des Jahrzehnts ihr Eigenkapital deutlich ausweiten müssen, um so in Krisensituationen nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.

Richtig ist sicherlich, dass es nicht Aufgabe des Staates sein sollte, private Unternehmen zu stützen. Bei den Banken war dies in der jüngeren Vergangenheit notwendig, da ein Konkurs sehr schnell Dominoeffekte auslösen und damit das gesamte Finanzsystem gefährden kann. Insoweit sind die Bestrebungen um höhere Eigenkapitalausstattung nachvollziehbar.

Die Kehrseite der Medaille: Die Höhe des geforderten Eigenkapitals hängt vom Volumen ausgegebener Kredite ab. Je mehr Kredite also an private Haushalte, Unternehmen und Staaten vergeben werden, desto höher die Eigenkapitalanforderungen. Das Eigenkapital wiederum muss gegenüber den Aktionären verzinst werden. Mit steigendem Kreditvolumen steigt also auch der Druck, höhere Gewinne erzielen zu müssen.

Die Folge: Banken werden sich – das ist zu befürchten – in der Kreditvergabe zukünftig noch mehr zurückhalten, so notwendige Eigenkapitalerhöhungen verhindern und im Gegenzug versuchen, Gewinne in anderen Bereichen zu generieren – z.B. aus Provisionen in der Kundenberatung oder aus dem Derivatehandel und dem Investmentbanking. Denn für diese Geschäftsbereiche gibt es keine Eigenkapitalanforderungen.

Bleibt zu hoffen, dass die neuen Vorschriften nicht ins Leere laufen oder – im schlimmsten Fall – dazu führen, dass die Banken nicht mehr das tun, wofür sie da sind: Haushalte und Wirtschaft mit Geld zu versorgen.