Rating-Agenturen

Auf breiter Front werden derzeit die Rating-Agenturen kritisiert.

Denn durch die Abwertung der Bonität von Euroländern verschärfen sie deren Haushaltsprobleme weiter, da aufgrund der Abwertung für neue Anleihen höhere Zinsen gezahlt werden müssen.

Die Kritik scheint insoweit berechtigt, weil diese Abstufungen sichtlich spät kommen: Denn schon seit Monaten ist klar, dass die Stützung Griechenlands und anderer Euroländer zu Lasten der Starken wie Deutschland gehen wird und insoweit auch deren Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Deshalb wäre eine deutlich frühere Abstufung – so sie denn notwendig ist – sicherlich der bessere weil marktkonforme Weg gewesen.

Generell stellt sich jedoch die Frage, warum überhaupt das Urteil der Rating-Agenturen so viel Gewicht hat.

Warum verlassen sich große Banken und Versicherer als Zeichner von Staatsanleihen so einseitig auf das Urteil dieser Rating-Agenturen, wenn es um die Beurteilung der Bonität von Ländern geht? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass sich eine Bank, wenn sie für mehrere hundert Millionen Euro Anleihen eines bestimmten Landes zeichnet, vorher mit eigenen Analysten und Praktikern vor Ort ein eigenes fundiertes Bild von der Bonität dieses Landes verschafft? Selbst ein Besuch Griechenlands als Tourist läßt schnell erahnen, wie es um dieses Land steht.

Es scheint also, als verlasse man sich – trotz gewaltiger Beträge und Risiken – auf die Bewertung Dritter. Aber auch diese haben eigene Interessen.